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Das Firewall-Paradox: Sicherheit endet nicht am Port

  • Autorenbild: Claudia Laempe
    Claudia Laempe
  • vor 21 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit
Das Firewall-Paradox

Wenn ich als IT-Forensikerin Unternehmen analysiere, stoße ich immer wieder auf einen seltsamen Widerspruch. Nach außen hin wirkt die Infrastruktur mustergültig: Die Firewall ist restriktiv konfiguriert, kein unnötiger Port offen. Der externe IT-Dienstleister verweist stolz auf „perfekten Schutz“. Der Geschäftsführer lehnt sich zurück, vertraut – und fühlt sich sicher. Doch die Realität dahinter sieht oft ganz anders aus. Bei einem unserer aktuellen Fälle lief auf dem Herzstück der Infrastruktur – dem Terminalserver – noch ein Windows Server 2012 R2. Offizielles Support-Ende: Oktober 2023. Über 1.100 bekannte Sicherheitslücken, davon 35 kritisch. Der Server war wie ein offenes Scheunentor – für jeden, der gezielt sucht.


Firewall - Die trügerische Sicherheit der Oberfläche


In der Praxis wird IT-Sicherheit oft mit simplen Bildern verkauft: Sichtbare Firewall-Regeln suggerieren Schutz nach außen. Ports sind gezählt, alles ist „zu“ – scheinbar das Ideal. Was jedoch gerne verschwiegen wird: Während der Port dicht bleibt, veralten Betriebssysteme, werden Upgrades aufgeschoben („zu aufwändig“), werden erhebliche Risiken schlicht ignoriert. Ein Firmennetzwerk mag wirken wie ein abgeschlossenes Haus, aber wenn das Dach fehlt, sind alle Türen irrelevant.


Wen betrifft das Risiko?


Die Sicherheitslücken von Windows Server 2012 R2 sind öffentlich, werden in einschlägigen Exploit-Paketen laufend aktualisiert und automatisiert geprüft. Viele dieser Schwachstellen werden technisch nicht mal mehr von Microsoft mit Patches bedient – der beste Dienstleister kann dann an der Oberfläche flicken, wie er will.


Als Forensikerin frage ich: Was schützt eine Firewall, wenn das eigentliche Risiko im Inneren wächst?

Die größte Gefahr ist, dass niemand Verantwortung für den Lebenszyklus der Systeme übernimmt.

Kein Bericht über auslaufende Herstellerunterstützung

Keine Risikokalkulation, wenn Support endet

Keine Entscheidung, was bei „abgelaufener“ Software geschehen soll.


Im Ernstfall erfahren Geschäftsführer oft erst nach einem Vorfall oder einer Prüfung von diesen Risiken – häufig zu spät.


Was ich von IT-Dienstleistern erwarte


Wir sollten nicht nur Probleme abarbeiten, wenn sie sich zeigen. Wir müssen in die proaktive Verantwortung gehen:

Inventar schaffen, dokumentieren, Lebenszyklus im Blick behalten

Risiken klar benennen – verständlich, ohne Technik-Kauderwelsch

Regelmäßige, proaktive Kommunikation mit der Geschäftsführung

Handlungsoptionen vorschlagen, Entscheidungen begleiten

Change Control als Werkzeug für gemeinsam getragene Transparenz


Denn: Richtige Sicherheit entsteht aus Verantwortung, nicht aus der Hoffnung, dass „schon nichts passiert“. Geschlossene Ports sind kein Konzept – Lifecycle-Management dagegen zeigt Respekt für alle Beteiligten.


Transparenz statt Betriebsblindheit


  1. Wenn etwas schiefgeht, werden die Verantwortlichkeiten plötzlich schmerzhaft sichtbar:

    Wusste die Geschäftsführung um die Risiken?

    Hat der Dienstleister informiert?

    Hätte ein Entscheidungsdokument (für Migration/Update/ESU) den Schaden verhindern können?


  2. Deshalb: Transparenz, dokumentierte Kommunikation und ein strukturierter Änderungsprozess sind kein Selbstzweck. Sie machen sichtbar, was wirklich läuft – und helfen allen Seiten, im Ernstfall eigene Entscheidungen zu vertreten.


Mein Appell – aus der Perspektive der Praxis


Sicherheit ist ein Prozess, keine Momentaufnahme. Als IT-Forensikerin beobachte ich: Die gefährlichsten Lücken finden sich oft nicht in den offenen Ports – sondern im fehlenden Dialog, in ignorierten Warnungen, im lackierten Schein einer geschlossenen, aber alternden Technik.


Geschäftsführung: Verlangen Sie regelmäßige Berichte, fragen Sie nach dem Alter und Support Ihrer Systeme, bestehen Sie auf dokumentierten Entscheidungen.


IT-Dienstleister: Informieren Sie früh, machen Sie Risiken sichtbar, erläutern Sie Handlungsoptionen verständlich und dokumentieren Sie alle Entscheidungen im Change Control.


Denn echte Sicherheit beginnt mit Ehrlichkeit und dem Mut, sich dem Zustand der eigenen IT offen zu stellen – bevor es andere tun.


Erfahrungen wie diese passieren täglich in deutschen Unternehmen. Der erste Schritt bleibt immer derselbe: Hinschauen, dokumentieren, kommunizieren. Damit aus trügerischer Ruhe echte Resilienz wird – und IT-Sicherheit mehr ist als ein Gefühl.


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